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Foto: Veysel Celik | AVA Arthouse Studio
Wahljahr: | 2022 |
Sektion: | Wissenschaftsphilosophie |
Stadt: | Mainz |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Philosophie des Geistes, Philosophie der Kognitions- und der Neurowissenschaften, Ethik der Hirnforschung, der Künstlichen Intelligenz und der Virtuellen Realität
Thomas Metzinger ist ein deutscher Philosoph, der im Grenzbereich zwischen der Philosophie des Geistes und den Neurowissenschaften arbeitet. Indem er philosophische Ansätze mit Erkenntnissen aus der Hirnforschung verbindet, will er unter anderem das menschliche Bewusstsein und die komplexen Beziehungen zwischen Geist und Körper besser verstehen. Zudem beschäftigt er sich mit ethischen Problemen, die durch die enormen Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz, der Virtuellen Realität und der Neurowissenschaften entstehen. Gleichermaßen gilt er als Open Access-Pionier.
Was genau ist eigentlich das Bewusstsein? Wie bildet es sich aus? Und hat es eine Art Kernbereich, der bei allen Menschen gleich ist? Antworten auf solche Fragen suchen Thomas Metzinger und sein Team unter anderem bei Menschen, die Meditation betreiben. Denn unter diesen gibt es etliche, die das „reine Bewusstsein“ erleben. In diesem Zustand haben sie kein Ich-Gefühl, sondern nehmen das Bewusstsein als solches wahr. Metzinger vermutet, dass es sich dabei um die einfachste Form des bewussten Erlebens handelt.
In seinen Untersuchungen hat gemeinsam mit seinem Team mittels statistischer Methoden zwölf Faktoren bestimmt, mit denen sich das „reine Bewusstsein“ beschreiben lässt, dazu gehört das Empfinden von Stille und Klarheit. Mithilfe dieser Faktoren wollen die Forscherinnen und Forscher ein Minimal-Modell des menschlichen Bewusstseins entwickeln. Zugleich wollen sie herausfinden, ob sich „reines Bewusstsein“ auch in anderen Situationen erleben lässt, wie etwa bei Unfällen oder schweren Krankheiten oder beim Zustand zwischen Schlafen und Wachen.
Ungewöhnliche Bewusstseinszustände verbinden sich zudem mit technischen Innovationen. So bewirken sogenannte Körperillusionen bei Menschen den Eindruck, einen Körper zu besitzen und kontrollieren zu können, der nicht ihr eigener ist. Solche Avatare können nach Einschätzung der Forschenden bislang unbekannte Auswirkungen auf Psyche und Selbstwahrnehmung haben. Besondere Gefahren sieht Thomas Metzinger bei gewalttätigen oder pornografischen Inhalten, die psychische Traumata auslösen können. Diese Risiken müssen seiner Ansicht nach besser erforscht und kommuniziert werden.
Im Bereich Open Access hat er mehrere Projekte verantwortet, die zeigen sollen, wie eine ethisch verantwortungsbewusste Forschungsveröffentlichung im digitalen Zeitalter aussehen kann. Dazu gehören beispielsweise das Open-MIND-Projekt (2015) und das Projekt predictive-mind.net (2017). Wobei bei letzterem alle Beiträge an einem fachlichen Schwerpunkt – der philosophischen Diskussion zum Thema „Predictive Processing“ – ausgerichtet worden sind.
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